Seit Februar 2015 veröffentlicht die überregionale Klavierstimmerei Praeludio® auf einer eigenen Seite Hörbeispiele von Klavierstimmungen aus dem Landkreis Bamberg. Die Audiodateien sind ausgelagert. Wenn Sie auf ein Hörbeispiel klicken, öffnet sich die neue Seite hearthis.at/praeludio
Anfang Februar 2015 habe ich in Bamberg ein wohl klingendes und angenehm spielbares Sauter-Klavier mit einem circa 1,20 m hohen Klangkörper kennengelernt. Das sind grundsätzlich keine ungewöhnlichen Eigenschaften für ein Klavier der Marke Sauter (Spaichingen). Trotzdem ist es erwähnenswert, da weder der Wohlklang noch die leicht gängige Spielart an den Klavieren eine Selbstverständlichkeit sind.
Die Pianos von Sauter unterscheiden sich allerdings in der Stimmbarkeit. Oftmals ist es ein ziemlicher Kampf, um die Tasteninstrumente des Klavierbauers aus Baden-Württemberg präzis stimmen zu können. Bei diesem Instrument war es hingegen relativ leicht. Nur die unterste Oktave war wieder einmal ein Negativbeispiel für einen schlecht stimmbaren Bass.
Der Besitzer des Klaviers war erstaunt und hoch erfreut, als ich ihn darauf hinwies, dass er ein Klavier mit einer Repetitionsmechanik hat. Das Mechanikmodell bezeichnet Sauter selbst gerne als RR-Flügeltechnik. Sucht man danach auf seiner neu gestalteten Homepage, findet man leider keinerlei konkrete Angaben. Aus gutem Grund, denn es ist eine von mehreren Lösungen aus Europa, die nicht wirklich die Repetition optimieren. Die einzig echte Repetitionsmechanik im Klavier wurde von Fandrich (USA) entwickelt. Dass es Sauter mit seiner Variante einer Repetitionsmechanik nicht wirklich ernst zu meinen scheint, kann man daran sehen, dass bei allen Klavieren, die mir mit dieser Mechanik bislang begegnet sind, die Tasten zu viel Reibung haben. Der so genannte Tastenfall funktioniert nicht, wie man auf einem Foto sehen kann.
Auf dem linken Bild sieht man die Mechanik mit der RR-Flügeltechnik von Sauter. In dem weißen Kreis befindet sich eine zweite Feder, die die Stoßzunge noch schneller unter den Hammer drücken soll, damit der Hammer erneut angeschlagen (repetiert) werden kann. In dem schwarzen Kreis sieht man die Standard-Spiralfeder, die alle Klaviermechaniken unter der Stoßzunge haben. Es ist also eine Technik nach dem Motto: Doppelt hält länger bzw. in diesem Fall geht schneller. Die oben erwähnte Lösung von Fandrich leistet im Gegensatz zu der Idee von Sauter den gleichen Effekt wie die Erfindung von Sébastien Érard in der Flügelmechanik, nämlich das Anheben des Hammers, so dass die Stoßzunge schneller wieder unter den Hammer kommt. Das ist ein grundsätzlich anderer Ansatz. Den Widerspruch zwischen einer schwergängigen Klaviatur und einer auf Schnelligkeit optimierten Mechanik erkennen selbst Nicht-Klavierbauer auf Anhieb.
Vergleichen Sie mit dem Hörbeispiel eines weiteren Sauter-Klaviers (Modell 112, Renner-Mechanik), aufgenommen im Februar 2015 im Landkreis Dachau (Einzugsbereich der überregionalen Klavierstimmerei Praeludio).