Klavierstimmer Bamberg
Bamberg
Das Klavier aus diesem Hörbeispiel bietet eine der etwas rätselhaften Geschichten des Klavierbaus. Es trägt den Namen Frobel. Daher würde man annehmen, dass es ein Piano Made in Germany ist. Doch innen auf der Gussplatte steht der gleiche Name sowie der Verweis auf Hamatsu in Japan, in der alle Klavierbauer Japans residieren. Der Atlas der Pianonummern liefert zu dieser Geschichte des Klavierbaus keinerlei Auskunft.
Was wissen die Suchmaschinen des Internets dazu? Eigentlich auch nichts, doch die beiden Suchworte Frobel und Hamatsu liefern den Hinweis auf einen deutschen Pädagogen namens Froebel (Seite 2, Spalte rechts, 2. Abschnitt), der bereits 1826 ein Buch über Die Menschenerziehung (Vorheriger Link, Seite 9, References Punkt 12) geschrieben hat. Die in Internet-Recherchen durch ihr Studium geübte Klavierbesitzerin machte daraus eine auf Anhieb plausible Geschichte, was mir wieder einmal verdeutlichte, wie wertvoll und wichtig die Kunst des Storytelling ist. Falls Sie sich daran stoßen, dass ich hier ohne Not den englischen Begriff verwende: Storytelling umfasst meiner Einschätzung nach nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern eben auch das Kreieren von Geschichten.
Das Klavier selbst ist vom Alter schwer einzuschätzen. Die Bauart ist modern, doch betrifft dieser Hinweis auf die konstruktiven Merkmale der Kreuzsaiters mit Unterdämpfermechanik den Großteil der nach 1870 gebauten Pianos. Es hat einen circa 130 cm hohen Klangkörper und somit gute Voraussetzungen für einen guten Klang. Der Klang ist jedoch in der verstimmten Version noch recht grell und fürs Ohr nicht wirklich einladend und entspannend. Der Verstimmung ist jedoch insgesamt nicht gravierend, so dass kein Vorstimmen notwendig war.
Dieser Eindruck wird durch das vergleichende Hören zwischen Ver- und Endstimmung anfangs bestätigt. Erst beim Praeludio wird der Unterschied deutlicher. Nun fallen die in sich mehr oder weniger stark verstimmten Einzeltöne sowie die in sich teils stärker verstimmten Intervalle deutlicher auf. Die Musik wirkt gestimmt ganz anders. Ohr und Kopf lassen sich erst aufgrund der guten Stimmung entspannt auf die Melodie ein. Vorher erzeugten die Vielzahl der Verstimmungen eher eine innere Anspannung.
Die bereits erwähnten Klavierbesitzer experimentierten mit einer animierten LED-Lichterkette als Hintergrundbeleuchtung des Pianos. Diese Animation hat mich zu einem Kurzvideo animiert, das ich auf meiner Homepage über das Transparent-Piano als dazu passend veröffentlicht habe:
