Grotrian-Klavier Modell 130 Baujahr 1926 auf 432 Hertz gestimmt

Grotrian-Klavier verstimmt Grotrian-Piano gestimmt

Sie hören die Aufnahmen eines Klaviers von Grotrian mit der Wohlklang-Höhe von 130 cm. Es wurde 1926 gebaut. Vom letzten Stimmer wurde es zu hoch und daher von Praeludio® nun auf die Wohlfühl-Tonhöhe von 432 Hertz gestimmt. Vom Vater geerbt wird es in dessen Erinnerung und Geist gepflegt und bespielt. Doch der Erfolg beim Klavier lernen sowie die Entspannung beim Klavier spielen wollten aufgrund von klemmenden Tasten sowie wegen der Verstimmung nicht mehr so recht gelingen. Die Freude am Klavierspiel ist nun zurückgekehrt, denn das Piano und somit deren Besitzer sind jetzt praeludio gestimmt!

Neben den bereits erwähnten Rahmendaten für den Wohlklang, nämlich vor allem die Höhe des Pianos, ist zur Konstruktion anzumerken, dass Grotrian nicht nur durch die Aufteilung des Druckstabs sondern auch durch die dazu gehörende Anpassung der Saitenauflage in der Mittellage versucht hat, die Mensur zu optimieren. Hier kann man bei anderen Herstellern gelegentlich feststellen, dass sie Probleme mit der Mensur, also mit der Wahl der zu den Saitenlängen passenden Saitenstärken hatten. Das führt beim Stimmen zu Problemen, die manchmal nicht ideal zu lösen sind.

Meistens trifft man die Mensurprobleme im Übergang von der Mittellage zum Bass an. Das betrifft den strukturellen Wechsel von den blanken Stahlsaiten zu den umsponnen Saiten im Bass. Dieser Wechsel ist oft hörbar und wird somit als störend empfunden. Der Grund liegt darin, dass sich an dieser Stelle icht nur die Struktur der Saiten sondern auch das Volumen des einzelnen Tons hinsichtlich der Anzahl der angeschlagenen Saiten ändert. Das heißt, im Gegensatz zu den Tönen in der Mittellage werden bei den tieferen Tönen anfangs lediglich 2 Saiten anstatt wie bei den höheren Lagen 3 Saiten pro Ton angeschlagen. Darüber hinaus haben die seit circa 1870 üblichen Kreuzsaiter Probleme mit der Dämpfung sowie mit der Justierung der Klavierhämmer. Bei den Kreuzsaitern überkreuzen sich im Gegensatz zu den Geradsaitern die Bass-Saiten und die Saiten der Mittellage sowie des Diskants. Diese kritische Schnittstelle ist identisch mit unserem angesprochenen Bereich des Übergangs von der Mittellage zum Bass. Hier schlagen die Klavierhämmer beiderseits der so genannten Bass-Spreize (Teil der Gussplatte) schräg und somit unsauber auf die Saiten und provozieren somit zusätzlich Ungenauigkeiten in der Feinabstimmung des Klangs. Aufgrund der Häufung von Problemstellen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es speziell im Übergang von der Mittellage zum Bass zu hörbaren Störungen kommt. An dieser Stelle liefert der Klavierbauer aus Braunschweig einen weiteren Beweis seiner guten Absichten. In dem soeben beschriebenen Problembereich versucht er durch konstruktive Abweichnungen den Klang möglichst unauffällig zu gestalten. Das gelingt ihm, indem er bei den ersten umwickelten Saiten, die sich noch rechts der so genannten Bass-Spreize und somit im Bereich der Mittellage befinden, einige Töne zwar bereits mit umsponnen Saiten aber noch mit 3 Saiten pro Ton gestaltet.

Seltener treten die anfangs erwähnten Probleme mit der Mensur der Saiten im Diskant auf. Besonders schlimm sind diese Berechnungsfehler der Saitenstärken im Bereich der Referenzoktave, in der Klavierstimmer die Abstände der Halbtonschritte festlegt. Stimmt diese Referenzoktave nicht, wirkt sich das zwangsläufig auf die gesamte Stimmung aus. Denn die Einteilung der mittleren Oktave ist die Referenz für alle darauf aufbauenden Intervalle.

Die Nebengeräusche stammen übrigens nicht vom Klavier sondern sind Hintergrundgeräusche, die ich Geräusche des Alltags nenne, die ein besonderer Aspekt der Live-Aufnahmen sind.

nach oben nächste seite